Später wird das Fernsehen seine Kameraeinstellungen auf der Piste prüfen. Dann wird auch Kathrin die Aufnahmen in Augenschein nehmen, um sicher zu gehen, dass auch von ihrer Sicht aus alles korrekt ist und gut aussieht. Dabei spielt auch Ästhetik eine wichtige Rolle. Das Gelände soll schön aussehen für die vielen Besucher und Fans am Fernsehen. Einen Schönheitsfleck hat sie schon entdeckt. Ein unschöner Container steht direkt am Pistenrand. Die Verkleidung dieses Containers muss noch vorgenommen werden. Mit welchen Bildern, Planen oder Werbebannern das geschieht, das alles überlegt sich Kathrin.
Kurz vor dem Weltcup Adelboden geht’s um den Feinschliff
Und so geht’s den ganzen Tag weiter in der Kapelle Boden. Die Feinschliffaufgaben und kleinen Problemchen fliegen Kathrin und ihrem Team nur so entgegen. Sei dies die Tischordnung im VIP-Zelt, die noch leicht modifiziert werden muss oder die fehlenden Halstücher der Hostessen, die zwar geliefert wurden aber offenbar nicht in der richtigen Farbe. Auch ein Teil der Akkreditierungen läuft über Kathrin. Der internationale Skiverband entscheidet grundsätzlich, wer Zugang zur Rennstrecke hat. Das sind praktisch nur Rutscher, Helfer, Sicherheitskräfte und eine ganz kleine Anzahl Fotografen. Die FIS gibt vor, wer in den Zielbereich darf. Und dann kommt Kathrins Zuständigkeitsbereich. Bei jedem einzelnen Stück des Geländes wird im Vorfeld definiert, wer ihn betreten darf. Dabei handelt es sich vor allem um Helfer, die für den Weltcup arbeiten. Doch in den letzten Tagen kommen oft noch sogenannte Mitwanderer, die noch kurzfristig Zugang erhalten wollen. Da muss Kathrin sehr streng sein und klare Grenzen ziehen. Schliesslich geht es dabei auch um die Sicherheit am Event.
«Man kann eigentlich nur am Abend in Ruhe arbeiten. Tagsüber ist man wie die Feuerwehr unterwegs. Da kommt im Minutentakt etwas rein», beschreibt Kathrin Hager die letzte Woche vor dem Rennen
Wie die Feuerwehr unterwegs
Man merkt sofort: Kathrin hat ein gut eingespieltes Team unter sich. Hier arbeitet man sich gegenseitig in die Hände. Und das trotz der herrschenden Hektik so kurz vor dem Rennen. «In der letzten Woche kann man eigentlich nur am Abend in Ruhe arbeiten. Tagsüber ist man wie die Feuerwehr unterwegs. Da kommt im Minutentakt etwas rein. Das Wichtigste ist dabei, die Ruhe zu bewahren und eins nach dem anderen zu erledigen. Obwohl dieses Jahr besser läuft als manche in der Vergangenheit. Wir sind sehr gut vorbereitet», meint Kathrin verdientermassen überzeugt.
Die Geschäftsführerin ist die einzige Frau im OK des Weltcups. Sie hält sich sehr beständig in dieser Männerwelt. «Die Kommunikation ist viel geradliniger, aber manchmal auch sehr forsch und direkt. Da darf man nicht betupft sein. Das musste ich früh lernen. Aber mir passt’s so fast besser als wenn’s umgekehrt wär», versichert die sympathische Macherin mit einem Lächeln.
Die Renntage werden dann nochmal richtig hektisch
Der Countdown bis zum ersten Renntag läuft. Was sie denn jetzt noch zu erwarten habe, frage ich. «Jetzt geht’s nur noch um das Finish. Morgen, Freitag, reisen die Athleten an und die FIS kommt, um alles zu prüfen. Dann sind wir rund um die Uhr dran und klären die letzten Fragen, machen unsere letzten Durchgänge und geben allerletzte Instruktionen.»
«Da ist man dann schon stolz, wenn man die fahren sieht», strahlt Kathrin voller Vorfreude.
Der Samstag Vormittag sei dann besonders hektisch, kurz bevor es losgeht. Freiwillige Helfer und Helferinnen, die trotz Instruktionen und Lageplänen nicht wissen, wo sie hin müssen, Lieferanten, die an den rechten Ort gewiesen werden müssen und sonstige unvorhergesehene Zwischenfälle flattern dann in Kathrins Büro. Doch das kennt sie schon. Die ersten Spiele beim SCB seien auch immer so gewesen. Am Sonntag treffe dann aber etwas Ruhe ein, versichert sie mir. Ob sie sich das Rennen auch mal selbst anschauen kann? «Wir schauen es in der Kapelle auf dem Fernseher. Wenn man aber gut vorbereitet ist und der Samstag gut läuft, kann man den Sonntag etwas geniessen. Wenn ich Glück habe kann ich dann sogar hoch in die Sky Lounge und den zweiten Lauf mitanschauen. Da ist man dann schon stolz, wenn man die fahren sieht», strahlt Kathrin voller Vorfreude. «Da sieht man, was man alles geleistet hat und das ist dann der Lohn für die ganze Arbeit.»
Ich wünsche es Kathrin sehr, dass sie zumindest einen Teil des Rennens live miterleben konnte. Nach all der Organisationsarbeit und dem riesigen Aufwand, der hinter diesen zwei Renntagen steckt, hat sie sich das allemal verdient.
Impressionen vom Weltcup Adelboden: