Nachhaltigkeit ist kein vorübergehender Trend, sondern eine grundlegende Voraussetzung für eine zukunftsgerichtete Lebens- und Arbeitsweise. Besonders Unternehmen engagieren sich heute auf vielfältige Weise und nehmen ihre soziale, ökologische und wirtschaftliche Verantwortung wahr. Staffan Ahlgren, Gründer und CEO des Startups TRS, kennt sich bestens aus mit der Thematik, schliesslich hat er jahrelang die Nachhaltigkeitsentwicklung von Unternehmen gemanagt. Mit seinem Startup ist er im Bereich des Recyclings und der Circular Economy tätig. Im Gespräch erklärt er mir, dass es nur einen Weg gibt, die Welt für Recycling zu begeistern: Es muss profitabel sein.
Weltweit werden jährlich eine halbe Milliarde Autoreifen weggeworfen. Die Vernichtung von diesen alten Reifen ist ein grosses Umweltproblem. Es gibt kilometerweite Pneudeponien, wo sich ganze Berge von alten Autoreifen stapeln. Staffan Ahlgren hat sich mit seinem Startup TRS – Tyre Recycling Solutions – in Gland am Genfersee genau dieser Problematik angenommen. Mit ihrem einzigartigen Verfahren schaffen sie es alte Pneus, ein ausgedientes Produkt, für welches es vermeintlich keine Verwendung mehr gibt, so zu recyceln, dass sie wieder in die Wirtschaft eingeschleust werden können. Das Prinzip nennt sich «circular economy» oder auch «Kreislaufwirtschaft».
In Einzelteile zerlegt
Das Ganze funktioniert wie folgt: Die Reifen werden zunächst in drei flache Teile geschnitten. Mit diesem simplen Akt werden die Transportkosten schon um rund 50 Prozent reduziert, denn so lassen sich zwei Mal so viele Pneus stapeln. Gerade mal 30 Sekunden dauert das Zerlegen eines Pneus.
In einem zweiten Schritt gewinnt TRS das in den Reifen eingewobene Metall zurück. Die Pneus werden mit extrem hohem Wasserdruck bearbeitet und dabei wird der Kautschuk pulverisiert. Was übrig bleibt ist unter anderem Metall mit einem Marktwert von 150 Franken pro Tonne. Dieses kann so direkt wieder in die Industrie zurückgeschleust werden.
Neben dem Metall bringt dieses Verfahren ein weiteres, weitaus wertvolleres Produkt zum Vorschein. Doch um an dieses Produkt zu gelangen, ist ein etwas komplexerer Prozess nötig: Ein neues Verfahren devulkanisiert mithilfe von Bakterienkulturen den Kautschuk im Pneu. Die im hauseigenen Labor gezüchteten Bakterien fressen förmlich den Schwefel aus dem alten Pneu. Um welche Bakterien es sich handelt, behält Staffan Ahlgren für sich. Das verwundert wenig, schliesslich liegt genau da das grosse Potenzial von TRS. Denn das Startup hat mit ihrem einzigartigen Verfahren ein neues Endprodukt geschaffen, welches sehr interessant ist für Industrie und Wirtschaft. Das sogenannte TyreXol™ ist ein Substitut, das in anderen Materialien zum Einsatz kommt, allerdings mit einer Preisreduktion im Vergleich zu ähnlichen Produkten. Es wird für 1000 bis 2000 Franken die Tonne verkauft und ist damit deutlich weniger teuer als Polyurethansysteme zum Beispiel.
Wirtschaftlichkeit ist essenziell
Genau diese Rentabilität ist es, die TRS so erfolgreich macht. Seine Art des Recyclings ist deshalb so interessant, weil sie ohne jegliche Subventionen funktioniert. Sie ist in sich wirtschaftlich und bildet ein profitables Business. Staffan Ahlgren ist überzeugt: Recycling kann nur dann erfolgreich betrieben werden, wenn man eine klare Vorstellung davon hat, wie man damit Geld verdienen kann. «Staaten in Südamerika, Afrika und anderen Regionen werden niemals an Recycling interessiert sein, wenn es sich wirtschaftlich nicht auszahlt. TRS wurde auf diesem Grundgedanken aufgebaut: Wie kann man mit Recycling ein profitables Business aufbauen?», erklärt Ahlgren.
Ähnlich stehe es seiner Meinung nach um die Nachhaltigkeitsentwicklung in Unternehmen. Ihre Umsetzung ist nur möglich, wenn sie einen Einfluss hat. Jedes Unternehmen kann nachhaltig sein. Man muss diese dann aber auch richtig leben und in allen Bereichen implementieren. Und wenn man das richtig macht, so Ahlgren, dann wird es sich am Ende immer auch finanziell auszahlen. Der langjährige Nachhaltigkeitsmanager ist sich sicher: «Nachhaltigkeit bringt dem ganzen Unternehmen etwas. Nachhaltigkeit ist, wenn richtig angewandt, immer profitabel. Denn es bedeutet, dass man die Qualität im Unternehmen steigert und das bringt immer bessere Resultate. Das ist eine klare Rechnung. Am Ende profitieren alle.»