Die natürlichen Zuflüsse zu Speicherseen unterliegen grossen Schwankungen. Das rechtzeitige Erkennen einer Zuflussänderung beeinflusst das Produktionsprofil und somit den Ertrag aus den flexiblen Wasserkraftwerken. Zu diesem Zweck erfolgt die tägliche Berechnung einer Zuflussprognose.
Die Zuflussprognose ist neben den Preisprognosen eine wichtige Einflussgrösse bei der Optimierung von Wasserkraftwerken. Je frühzeitiger und genauer die zu erwartenden Wassermengen bekannt sind, desto besser erfolgt die Einsatzplanung der Kraftwerke. Im Normalfall heisst dies, dass die Bewirtschaftung möglichst preisoptimal erfolgt. In extremeren Fällen lassen sich Überläufe und damit Wasserverluste vermeiden, indem rechtzeitig Gegenmassnahmen wie das Absenken von Speichern ergriffen werden.
Da Wasserkraftwerke in der Schweiz einen grossen Anteil an der Stromerzeugung haben, sind Korrelationen zwischen Preisen und erwarteten Zuflüssen feststellbar. Eine lange Trockenheit in kalten Wintermonaten bei allgemein niedrigen Speicherfüllständen wird deshalb in aller Regel mit hohen Preisen einhergehen. Eine genaue Zuflussprognose ist also insbesondere dann wichtig, wenn sich die Pegel der Speicher nahe am Minimum oder Maximum befinden.
Modellierung und Einflussgrössen
Für die Berechnung der Zuflussprognosen steht ein hydrologisches Modell im Einsatz. Diese Anwendung benötigt räumliche Informationen wie Höhenlage und Bodenbeschaffenheit des Einzugsgebietes sowie mindestens die meteorologischen Einflussgrössen Niederschlag und Temperatur. Verschiedene Routinen interpolieren die meteorologischen Grössen auf das Einzugsgebiet, berechnen Schneeschmelze/-akkumulation und Verdunstung, bilden Versickerungsvorgänge im Boden ab und modellieren die Abflussganglinie. In der nachfolgenden Abbildung sind die wichtigsten Elemente des hydrologischen Modells dargestellt: